Gedanken zu "Genie und Wahn"

Wo verläuft die Grenze zwischen Genie und Wahn?

Gibt es sie überhaupt, oder ist sie eine marktorientierte Erfindung der Moderne, um das Genie vom nicht Gefälligen, vom Unerwünschten zu trennen, dem einen zum Triumph zu verhelfen, dem anderen aber nach seinem Tod kokett einen Platz in der Galerie der unverstandenen, vereinsamten Künstler zuzuweisen?

Im Vordergrund des Projektes steht einerseits die Idee, einem an Literatur, Musik und Malerei interessierten Publikum Leben und Werk grosser künstlerischer Persönlichkeiten auf vielschichtige Weise näher zu bringen und andererseits die Absicht, durch das Ausleuchten „des tragischen Künstlerschicksals“ jene Hintergründe zu erhellen, die dazu führten, dass begabte Frauen im Schatten ihrer berühmten Männer blieben, dass geniale Maler erst nach ihrem Tod zu Ruhm und Ansehen gelangten, und dass anderen wiederum die ihnen gebührende Anerkennung bereits zu Lebzeiten zuteil wurde.

Frank Demenga Schauspieler und Schriftsteller, spielte am Stadttheater Bern, 14 Jahre am Schauspielhaus Zürich, in Produktionen der freien Theaterszene, CH-Filmen und ist freier Mitarbeiter des Berner Puppen Theaters.

Karin Wirthner absolvierte von 1995–1999 die Schauspielschule Bern. Nach einem 2- jährigen Engagement am Theater „Die Tonne“ in Reutlingen (D), spielte sie unter anderem am Stadttheater Bern und am Staatstheater Stuttgart.
Seit 2003 ist sie in der freien Schweizer Theaterszene aktiv.

Annina Demenga studierte am Berner Konservatorium. Nach einem Studienaufenthalt in Paris bei Robert Casadesus und Günther Ludwig in Köln, kehrte sie nach Bern zurück und erwarb bei Michael Studer das Konzertdiplom.


Nächste Vorstellungen siehe Agenda.


Die Künstler:

Franz Kafka (1883-1924)

"Schmutzig bin ich, Milena, endlos schmutzig".
Einzigartig, erratisch und bemitleidenswert ...
Frank Kafka, der Mann der makellosen beruflichen Karriere – der Schriftsteller der lebensweltlichen, anrührenden Hilflosigkeit.
Gibt es einen anderen Dichter seiner Zeit, der so wie Kafka von dem Wunsch nach "Reinheit, Wahrheit und Unveränderlichkeit" besessen war?
"Es gibt nichts anderes als eine geistige Welt; was wir die sinnliche Welt nennen, ist das Böse in der geistigen." (Franz Kafka)

Klavier: Annina Demenga

Marilyn Monroe (1926-1962)

Die schillernde Vielfalt einer wunderschönen Frau endet im dichten Gespinst von Klatsch, Skandal und Verleumdung.
Marilyn Monroe, die Schauspielerin, die durch Arthur Miller in den Fokus der Geheimdienste gelangte.
Monroe, die meist fotografierte Frau der Welt .

Klavier: Annina Demenga
Cello: Mirjana Reinhard

Lew Tolstoj (1828-1910)

Der grosse russische Schriftsteller, der Mann,
der dem Luxus abschwor und ganze Ländereien verspielte…
hin und her gerissen zwischen Askese und Masslosigkeit…

Klavier: Annina Demenga

Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610)

Meister und Mörder, der Maler, der die menschliche Psyche im goldenen Schnitt zerlegte…..

und die Europäische Malerei auf den Kopf stellte.


Klavier: Annina Demenga

Violine: Isabel Demenga


Lou Andreas-Salomé (1861-1937)

Weitgereiste Schriftstellerin, Erzählerin, Essayistin und Psychoanalytikerin. Sie saugte Nietzsches Hirn aus wie eine schwarze Witwe und trieb Rainer Maria Rilke so weit, sein Frühwerk zu vernichten.


Salomé, die Frau, die Gott zum Mann nahm und Sigmund Freud zum Freund. Salomé,dieses energische, unglaublich kluge Wesen… mit seltsam kalter Leidenschaft.


Klavier: Annina Demenga


Maria Callas (1923-1977)

«Einfach lächerlich, dass so ein Mädchen Sängerin werden will», bekundet Gesangs-lehrerin de Hidalgo…
«Die Scala im Delirium!», heisst es nur Jahre später.
Es gibt kaum eine Rolle, in der sie nicht brillierte: Sie ist Aida, Medea, Violetta, Lady Macbeth, Madame Butterfly…
Sie reiste um die Welt und eroberte die Metropolen ebenso wie die Menschen.

Klavier: Annina Demenga


Oscar Wilde (1854-1900)

„Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“


Dandy und Schriftsteller, der Mann der perfekten Manieren, der Dramatiker der die Londoner Justiz auf die Palme und sich ins Gefängnis brachte.
„Versuchungen sollte man nicht widerstehen, wer weiss, wann sie wieder kommen.“

Klavier: Annina Demenga


Virginia Woolf (1882-1941)

Erfolgreiche englische Schriftstellerin, Verlegerin und Literaturkritikerin. Mit ihrem Essay „A room of one’s owne“ wurde sie zu einer der meist gelesenen Autorinnen der Frauenbewegung.


Klavier: Annina Demenga


Karl Stauffer-Bern (1857-1891)

Das problematische Pfarrskind aus dem Emmental. Vom Karrenschieber in München zum gefeierten Star-Porträtisten. Der Mann, der einen der grössten Skandale in der Schweizer Geschichte auslöste. Karl Stauffer, Geliebter der reichsten Schweizerin Lydia Welti-Escher, wird im Taumel ihrer Millionen zum fantastischen Erbauer monumentalen Kunstwahns.


Klavier: Annina Demenga


Wilhelm Busch (1832-1908)

Der Erfinder der zeichnerischen Kurzschrift, der Mann, der die Basis des Comics schuf.
Willhelm Busch, der Mann, der in seiner zeichnerischen Genialität den Bildern zur Bewegung verhalf - Busch, der Künstler, der durch seine scharfe Beobachtungsgabe den Menschen
gnadenlos einen Spiegel vorhielt.

Klavier: Annina Demenga
Saxophon: Christian Kobi


François Villon (1431-1463 (?))

… verehrt und angespien!

Die Balladen und Lieder des François Villon sind ein unvergängliches Zeugnis der Weltliteratur. Nie zuvor (aber auch später nicht mehr) sind in der Französischen Dichtung Liebe und Hass, Tod und Vergänglichkeit, Hunger und Armut, Laster und Ausschweifung so unmittelbar und frech, so derb, humorvoll und zugleich so erschütternd Sprache geworden. Villon war der erste, der die Volks- und Gaunersprache in die Literatur einbezog.

Text:Frank Demenga

SprecherIn: Karin Wirthner, Frank Demenga

Klavier:Annina Demenga

Flöte:Regula Küffer


Camille Claudel (1864-1943)

Frauen im Schatten berühmter Männer

Anlässlich der Ausstellung im «Salon du Mai 1893» schreibt der angesehene Kunstkritiker Octave Mirbeau: «Ich weiss nicht, was man am meisten bewundern soll an dieser Künstlerin Camille Claudel, die in der Fülle der Formen, der Führung der Linien, der lyrischen Kühnheit des Denkens, in der unfehlbaren Treue der Ausführung männlicher ist als ein grosser Teil ihrer Kollegen ... Camille Claudel ist unbestritten die einzige Bildhauerin, auf deren Stirn das Zeichen des Genies leuchtet.»

Klavier: Annina Demenga
Klarinette: Gerrit Boeschoten


Vincent van Gogh (1853-1890)

Später Ruhm der Verkannten

«Dieser Mensch wird entweder verrückt, oder er lässt uns alle weit hinter sich.»(Camille Pissaro)Das Leben des Holländischen Malers Vincent van Gogh, Märtyrer der Avantgarde, ist geprägt von Misserfolgen, Enttäuschungen und Armut. Erst nach seinem Tod generierte ihn das bürgerliche Publikum zu jener Persönlichkeit, die die Moderne brauchte, um ihm kokett einen Platz in der Galerie der unverstandenen, vereinsamten Künstler zuzuweisen.

Klavier: Annina Demenga
Violine: Anna Reinhard


George Sand (1804-1876)

und Frédéric Chopin

Vielgeschmähte femme fatale? Hosentragende Emanze? Zigarren rauchende Kommunistin? Oder geniale Künstlerin, die mit traditionellen Wertvorstellungen und männlichem Machtgebahren radikal aufräumte?
„Ich bin in Palma unter Palmen. Das Land hier ist die Hölle. Ich liess mich von den drei berühmtesten Ärzten untersuchen. Der eine sagte, ich sei krepiert, der zweite meinte – dass ich krepiere, der dritte – dass ich krepieren werde … (Frédéric Chopin)


Klavier: Annina Demenga
Cello: Mirjana Reinhard


Robert Walser (1878-1956)

und damit basta!


Ein Leben zwischen Groteske und Tragik ...
Es bedarf grosser Kraft, um in solchen Verhältnissen Ausserordentliches, Einmaliges zu schaffen.

Ich soll mich finden.
Mich finden?
Müsst ich da mich nicht
vorher verlieren? (Robert Walser)

Klavier: Annina Demenga
Violine: Isabel Demenga


Niccolò Paganini (1782-1840)

der Teufelsgeiger

Der geniale Violinvirtuose feierte mit seinen Konzerten Triumphe in ganz Europa. Die G-Saite, die Paganini ausreichte, ganze Konzerte zu absolvieren, soll er aus den Gedärmen seiner Geliebten hergestellt haben.

„… Niemals in meinem Leben habe ich so weinen hören! Er ist nicht er selbst, sondern er ist Lust, Hohn, Wahnsinn und glühender Schmerz“(Ludwig Rellstab)


Klavier: Annina Demenga
Violine: Alexander Dubach


Frida Kahlo (1907-1954)

die malende Revolutionärin

Frida Kahlo, die grosse Künstlerin mit den Augen einer revolutionären Heiligen, wirkt auch heute noch wie ein feuriger Magnet und ist zugleich eine der ersten Frauen, die sich kraft ihrer Persönlichkeit wirklich emanzipierte ...


Klavier: Annina Demenga
Flöte: Regula Küffer


Mascha Kaléko (1907-1975)

Berliner Shootingstar der Roaring Twenties

Geniale Frauen

Bei soviel Charme, Schönheit und gleichzeitiger Intelligenz, wurden selbst Hermann Hesse und Thomas Mann bezaubert. Sie feierten sie als Dichterin der Grossstadt – bis die Nazis sie 1933 zur Flucht zwangen. Der romantischen Ironie ihres „menschlichen Zoos“, stehen blitzgescheiter Witz, Aktualität, Musik und politische Schärfe gegenüber.


Klavier: Annina Demenga
Cello: Mirjana Reinhard


Salvador Dalí (1904-1989)


Das Genie des Surrealismus

Salvador Dalí, einer der bedeutendsten Surrealisten? Oder einer der surrealsten Exzentriker? Obwohl ihm der Zugang zur Küche und die freie Sicht auf rohes Fleisch verwehrt war, wollte er bereits mit sechs Köchin werden, mit sieben Napoleon und: ... „seither ist mein Ehrgeiz stetig gewachsen, mein Grössenwahn ebenso. Ich will nur Salvador Dalí sein. Es gibt keinen Surrealismus. – Der Surrealismus, das bin ich!


Klavier: Annina Demenga
Flöte: Regula Küffer


Friedrich Hölderlin (1770-1843)

Vom Genius deutscher Dichtung
zum Turmwärter des Schweigens

Friedrich Hölderlin, der grandiose Dichter, Hölderlin der Philosoph, der Theologe und Verächter der Kirche durchquerte auf der Suche nach sich Selbst halb Europa – und fand den Wahnsinn.

« … aber ich konnte niemand um mich leiden, wollte nur immer einsam seyn, und schien gleichsam die Menschen zu verachten …»(Hölderlin)


Klavier: Annina Demenga


Friedrich Nietzsche (1844-1900)

Vom Kind, dem Gott erschien, zum Philosophen der Verneinung

Vom gefeierten Basler Philologen zum Tyrannen seiner Selbst.
Der Mann, der sich „Das Dynamit der Gottesverachtung“ nannte.
Der Prophet politischer Wendezeit.


Friedrich Nietzsche, eine Existenz zwischen philosophischem Höhenflug und Absturz ins bodenlose seiner Zerrissenheit.


Klavier: Annina Demenga
Cello: Mirjana Reinhard


Robert Schumann (1810-1856)

Jugendlicher Dichter und Klangmeister der Romantik – Prophet seines Wahns

«Ich war eine aufgeschäumte Woge, ich rief: Warum muss gerade ich so von den Stürmen herumgeschleudert werden?»(Robert Schumann)
«Dissonanzen geben der Musik den schönsten Reiz, wie Schmerzen dem Leben. Aber wir verlangen nach Auflösung…»(Robert Schumann)


Klavier: Annina Demenga
Cello: Claudio Reinhard


Annemarie von Matt (1905-1967)

Man(n) muss Geist haben, um ihn aufgeben zu können…

Innerschweizer Malerin und Dichterin, Geliebte des Feldpredigers Josef Vital Kopp, Liebende, deren Briefe sich wie Prosagedichte ausnehmen.

« Einige Steinchen sind auf dem Teppich geblieben am 12. März. Du hast sie mit Schnee zusammen hereingetragen. Ich habe sie aufgehoben und wieder hingelegt nachdem der Teppich gereinigt war. Sie werden lange dort bleiben.»


Klavier: Annina Demenga
Violine: Isabel Demenga


Christine Lavant (1915-1973)

Weltabgewandte Künstlerin? Oder wichtigste Dichterin aus der Nachkriegszeit Österreichs?

«Wo ist bloss der starke Engel?
Oder hast du mir den gewöhnlichen, den Alltagsengel auch fortgenommen?»

«Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben.»
«Ich könnte vielleicht ein Geheimnis haben mit der breitmächtigen Frau im gehäckelten Tuch, die sich zwischen Bahnschienen sonnt und hinterhältig und grundgutmütig die Vorstandshühner an sich lockt.»


Klavier: Annina Demenga


Adolf Wölfli (1864-1930)

Vom verlosten Verdingkind, Knecht, Welschheuer und Totengräber zu Skt. Adolf II.

«Der Himmel ist schlau… meine Zeichnungen teuer! Ein paar Franken schon, das Blatt… obwohl… da geht’s bis zu Quadrilliarden, dann Regoniff, Suniff, Jeratif, Corrant und Oberon. Hm!!!»

«Auf meinen Safaris rotte ich aus, was da fleucht und kreucht, weil es die ’Schweizerische Natuhrvorschende Gesellschaft’ bedroht."

Klavier: Annina Demenga


Dimitri Schostakowitsch (1906-1975)

«Mein Leben war grau und farblos – ärgerlich, das zugeben zu müssen.»

Dimitri Schostakowitsch: "Ich bin absolut ehrlich, wenn ich Ihnen sage, dass ich keinen Schrecken beim Anblick Stalins verspürte."

Schostakowitsch, der Klangmeister musikalischer Bilderwelten, Filmkomponist unzähliger Filme, weltberühmtes Genie neuer
russischer Musik.


Klavier: Annina Demenga
Cello: Mirjana Reinhard


Nikolai Gogol (1809-1852)

Das Genie, das sich im religiösen Wahn zu Tode hungerte.

Nikolai Gogol, hin und her gerissen zwischen politischer Loyalität und orthodoxer Gläubigkeit: "Nein, das Wesen, das Er mir gesandt hat, meine schwankend errichtete Welt zum Einsturz zu bringen, war keine Frau.
Aber um Gottes Willen, fragen Sie nicht, was es war..."

Klavier: Annina Demenga
Cello: Mirjana Reinhard


Georg Trakl (1887-1914)

Melancholiker, Magister der Pharmazie und Proband eigener Drogenexperimente.

Der grosse Lyriker der Moderne, dessen Leben durch Schuldbewusstsein und Empathie verdunkelt war, strebte nach Sühne, Schönheit und Vollendung.

"Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse.
Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld?
Noch bebend von verruchter Wollust Süsse.
Wir beten: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld.


Klavier: Annina Demenga
Violine: Isabel Demenga


Friedrich Glauser (1896-1938)

Der erste deutschprachige Autor, der den
Kriminalroman salonfähig gemacht hat!

Friedrich Glauser, der Dichter, der von seinem Vater an die Fremdenlegion verschachert wurde.
Friedrich Glauser, ein Leben zwischen Schreibtisch, Irrenanstalt und Drogensucht.
Glauser, der Mann, der seinen Erfolg nicht tragen konnte.


Klavier: Annina Demenga


Kurt Tucholsky (1890-1935)

«Wenn ein Mensch ein Loch sieht, hat er das Bestreben, es auszufüllen ... Dabei fällt er meistens hinein ...»

Kurt Tucholsky, der Vater der Satire sagt: Kluge Leute können sich dumm stellen. Das Gegenteil ist schwieriger, denn nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und zu sagen: Nein!


Klavier: Annina Demenga